Sicher verpacken, Ressourcen schonen
Gute Verpackungen bringen unsere Produkte wohlbehalten zu den Kunden. Doch das allein reicht uns nicht: Sie sollen zudem wenig Ressourcen verbrauchen und nachhaltig sein. Dafür legen wir uns ins Zeug.
Eine gute Verpackung vermittelt wichtige Infos, macht Lust auf ein Produkt und sorgt dafür, dass dieses unbeschadet beim Kunden ankommt. Doch genauso wichtig wie eine Verpackung vor dem Auspacken ist, genauso schnell landet sie danach im Müll. Deswegen ist die Optimierung aller Produktverpackungen ein wichtiges Nachhaltigkeitsziel von Kärcher und Teil unserer Nachhaltigkeitsstrategie bis 2025.
Folgende Ziele haben wir uns ganz konkret bis 2025 gesetzt:
- Erfassung und Bewertung der eingesetzten Verpackungen mit Blick auf ihre Kreislaufwirtschaft
- Maximale Reduktion von Verpackungsmaterialien
- Optimierung der Recyclingfähigkeit aller Verpackungen
- Kein Einsatz von Styropor bei unseren Home & Garden-Produkten
- Kunststoffbeutel, die Produkte vor Kratzern schützen, müssen aus mindestens 50 Prozent Recyclingmaterial oder einer nachhaltigen Alternative hergestellt sein
- Keine Luftpolsterfolie mehr beim Versand von Ersatzteilen oder Reparaturgeräten
- Neue Ideen für nachhaltige Verpackungen in Kooperationen mit Hochschulen und innovativen Start-ups erarbeiten und umsetzen
Wann ist eine Verpackung nachhaltig?
Die wichtigste Aufgabe jeder Verpackung ist es, dass ein Produkt in ihr ohne Transportschäden zum Kunden kommt. Schließlich wäre es alles andere als nachhaltig, wenn dies nicht gelingt und das Gerät deshalb repariert oder gar komplett ausgetauscht werden muss – vom Frust der Kunden mal ganz abgesehen. Deshalb stellen wir sicher, dass alle unsere Verpackungen diese wichtige Grundlage erfüllen. Frank Kötzle verantwortet die Verpackungsentwicklung bei Kärcher. Er sagt: „Darauf aufbauend verfolgen wir die Strategie ,reduce, remove, replace‘. Verpackungsmaterial soll also entweder reduziert, ganz entfernt oder ersetzt werden.“
Schon beim Produktdesign an die Verpackung denken
Damit das klappt, sind Kötzle und sein Team schon zu Beginn in die Produktentwicklung eingebunden. „Früher lief das eher so nach dem Motto: ‚Hier habt ihr ein Produkt. Verpackt das bitte so, dass es heil beim Kunden ankommt.‘ Da konnten wir dann nicht mehr viel in Sachen Nachhaltigkeit ausrichten.“ Inzwischen wird das Zusammenspiel zwischen Produkt und Verpackung bei Kärcher ganzheitlich gedacht. Kötzle erklärt: „Wir machen uns da nichts vor: Alle Ressourcen und jedes Budget, das in die Verpackung fließt, landet am Ende in der Wertstofftonne. Deshalb investieren wir dieses Geld lieber in die Entwicklung und Produktion von stabileren und robusteren Geräten. Diese lassen sich dann nicht nur mit weniger Verpackung transportieren, sondern halten auch im Alltag besser durch.“
Ein Beispiel hierfür ist unser Mobile Outdoor Cleaner. In der Vergangenheit wurde das Gerät in seiner Verpackung durch 4 Styropor-Inlays geschützt und in Position gehalten. Um diese loszuwerden, verstärkten unsere Entwickler die Stabilität des Produkts, sodass die Styropor-Inlays schlicht überflüssig wurden. Stattdessen reicht auch ein Inlay aus Wellpappe aus. Das macht den Karton insgesamt kleiner.
Entwickeln ohne Abfall
Nicht nur das Ergebnis solcher Optimierungen ist nachhaltig, sondern auch der Prozess selbst. Johannes Wöllhaf, Verpackungsingenieur bei Kärcher, erklärt: „Bevor wir auch nur einen physischen Prototyp eines Produkts fertigen, simulieren wir bei Produktneuentwicklungen den kompletten und realistischen Transportprozess.“ Er und seine Kollegen testen zum Beispiel virtuell, was passieren würde, wenn das Produkt mal von der Laderampe fällt. Und sie prüfen, welche Materialien an Produkt und Verpackung beim Transport am besten zusammenspielen. Diese Maßnahmen beschleunigen die Entwicklung um Wochen, weil man nicht immer neue physische Prototypen und Verpackungen bauen muss – auch das reduziert Abfall. „In den Ergebnissen der Simulation sehen wir genau, was passiert, wenn wir beispielsweise die Wandstärke der Verkleidung eines Produkts verändern oder wie gut ein Produkt noch geschützt ist, wenn wir eine Verpackung dünner machen, weglassen oder den Werkstoff ändern.“
Die virtuelle Entwicklung erleichtert auch die internationale Zusammenarbeit, da Ergebnisse so schnell und unkompliziert mit Kollegen in verschiedenen Ländern geteilt werden können. Diese Zusammenarbeit ist wichtig, um gute Lösungen für nachhaltige Verpackungen zielgerichtet mit Kollegen an anderen Standorten zu teilen. Dass es bei der Internationalität auch Herausforderungen gibt, erklärt Kötzle: „Was nachhaltig ist, wird in jedem Land und jeder Weltregion immer etwas anders gesehen. So gelten etwa Kunststoffbeutel vor allem in Deutschland und anderen europäischen Ländern als nicht besonders nachhaltig. In China und anderen asiatischen Ländern wird das anders gesehen, was auch teilweise stimmt, wenn man nur den Blick auf die CO₂-Emissionen legt, die großen Probleme von Plastikmüll in der Natur ausblendet und die Schwierigkeiten beim Recyceln außen vor lässt. Das Beispiel zeigt, dass man zu unterschiedlichen Bewertungen kommen kann, je nachdem, ob man den Fokus auf Emissionen, Entstehung von Müll, Wasserverbrauch oder andere Dimensionen legt. Deshalb führen wir gerade gemeinsam mit dem Nachhaltigkeitsmanagement, dem Produktmanagement und dem Einkauf einen einheitlichen, international gültigen Kärcher Standard ein mit Mindestanforderungen an die Nachhaltigkeit einer Verpackung.“
(Im Bild von links nach rechts: Johannes Wöllhaf und Frank Kötzle)
Weg vom Styropor
Wichtig ist für uns auch, dass das Material der Verpackung möglichst umweltfreundlich ist. Deshalb verringern wir seit Jahren den Anteil an Styropor und setzen auf umweltfreundliche Alternativen. Seit 2022 ist ganz Schluss mit Styropor-Inlays bei Neuentwicklungen unserer Home & Garden-Produkte. Unsere Expertenteams gehen neue Wege: Beliebt sind Werkstoffe wie Karton, Pappe oder Pulp – eine Art Papiermaschee. Aber auch ungewöhnlichere Materialien nutzen wir für unsere Zwecke: zum Beispiel Inlays aus Erbsenstärke. Das Material ist ein Abfallprodukt der Lebensmittelindustrie und komplett biologisch abbaubar. Seit Herbst 2023 verpacken wir in der EU damit alle unsere Dampfreiniger SC 3 Upright EasyFix. Dieser Wechsel spart jährlich 3,2 Tonnen Styropor ein.
Weitreichende Auswirkungen
Trotz allen Sparens: Verpackung muss sein. Darum designen wir unsere Verpackungen so, dass man sie später problemlos recyceln kann. Konkret bedeutet das, dass wir pro Verpackung möglichst wenig unterschiedliche Materialien nutzen. Denn so kann die Kundschaft die Verpackung später einfach und klar in die jeweiligen Mülleimer entsorgen. Sind doch einmal mehrere Materialien nötig, achten wir darauf, dass sie sich leicht voneinander trennen lassen. Zudem benutzen wir verstärkt recycelte Werkstoffe für die Verpackungen. Bereits 93 Prozent der eingesetzten Verpackungsmaterialien basieren auf Papier und bestehen aus mindestens 80 Prozent Altpapier.
Auch achten wir darauf, Verpackungen so klein wie möglich zu gestalten. So passen mehr Produkte auf einen Lkw oder in einen Container und die Transportwege werden weniger. Und wir nutzen einen so einfachen wie genialen Kniff: Unsere Verpackungen sind so ausgelegt, dass sie auch als Versandverpackung dienen können. Etikett drauf und fertig. So braucht es auch keine Verpackung um die Verpackung herum.
Immer offen für neue Ideen
In den kommenden Jahren werden wir auch die Nachhaltigkeitsziele für unsere Verpackungen immer wieder anpassen, um neuen Entwicklungen Rechnung tragen zu können. „Ein letztes wichtiges Prinzip unserer Arbeit ist ,Think outside the box‘. Hierbei versuchen wir immer wieder ganz neue Wege zu gehen“, sagt Kötzle. So arbeitet Kärcher beispielsweise mit dem Start-up Proservation zusammen. Gemeinsam arbeiten wir an einer nachhaltigen Alternative zu Styropor auf der Basis von Getreidespelzen, den Umhüllungen von Getreidekörnern. Die Spelzen fallen als ungenutzter Reststoff in der Region an und finden eigentlich keine Weiterverwendung. Wir begleiten Proservation bei der Weiterentwicklung von Inlays und bei der möglichen industriellen Umsetzung. Die ersten Prototypen konnten bereits in unserem Labor getestet werden.
Deshalb steht heute noch gar nicht fest, was dem Team in den nächsten Jahren in Sachen nachhaltiger Verpackung noch so einfallen wird. Klar ist nur, dass die Experten alles daran setzen werden, die Ziele bis 2025 zu erreichen und dann an neuen Vorhaben weiterarbeiten werden – Stück für Stück Richtung noch mehr Nachhaltigkeit bei unseren Verpackungen.
Gewichtsreduktion von Styropor-Inlays
Produkt:
Verschiedene Hochdruckreiniger der Kompaktklasse
Anpassung:
Reduktion des Gewichts der Styropor-Inlays, die den Hochdruckreiniger innerhalb des Kartons beim Transport schützen.
Nachhaltigkeitswirkung:
Einsparung von 7920 Kilogramm Kunststoff pro Jahr
Umstellung von Styropor-Inlays auf Pulp-Inlays
Produkt:
FC 7
Anpassung:
Die bisher eingesetzten Inlays aus EPS (Styropor) wurden durch recyclingfähige Pulp-Inlays ersetzt
Nachhaltigkeitswirkung:
Kunststoffeinsparung von ca. 33 Tonnen pro Jahr und Einsatz einer zu 100 Prozent recyclingfähigen Verpackung
Papp-Inlays statt Styropor-Inlays
Produkt:
K 4-Hochdruckreiniger, die im Werk Bühlertal produziert werden
Anpassung:
Ersetzen der Styropor-Inlays im Karton durch Inlays aus Wellpappe
Nachhaltigkeitswirkung:
Einsparung von 10.000 Kilogramm Styropor pro Jahr
Optimierung Stretchfolie aus Kunststoff
Produkt:
Stretchfolie
Anpassung:
Reduzierung der Dicke bei gleichbleibender Ladungssicherung
Nachhaltigkeitswirkung:
Die Reduktion der Materialdicke und Optimierung der Stretchanlagen in den deutschen Werken hat eine Einsparung von durchschnittlich 60 Prozent beziehungsweise etwa 200 Tonnen Kunststoff pro Jahr bewirkt.